Dienstag, 1. Juli 2014

Elder Scrolls Online

Elder Scrolls Online - Wie man schnellstmöglicht Abonnenten vergrault

Wer sich zunächst fragt, wieso ein Fantasy-MMORPG  hier im Blog erwähnt wird, dem sei gesagt: ESO hat ein enormes Potential fuer PvP. Wenn man denn auf mittelalterlich angehauchte Belagerungskämpfe im grossen Stil steht. (Was bei mir durchaus der Fall ist)

Karte von Cyrodiil
Sehr schön umgesetzt in ESO ist das PVP, weil es nicht zwei, sondern drei Allianzen gibt, die in einem diamantförmigen Gebiet (Cyrodiil) um die Vorherrschaft wetteifern. Die Fraktion die 6 zentrale Burgen in der  Mitte des Gebiets kontrolliert, darf den besten Spieler ihrer PvP-Rangliste zum "Kaiser" krönen.

Der virtuelle Tod, der im PvP sehr schnell kommen kann, stört nicht weiter - im Gegensatz zum PvE-Teil des Spiels wird nämlich beim Dahinscheiden durch die Hand eines gegnerischen Spielers die eigene Ausrüstung nicht beschädigt - und es fallen keine Reparaturkosten an. Hier wird nur das eigene Ego angekratzt und man wird gewzungen in einer der nahegliegenden eigene Burgen neu zu spawnen - der Fussmarsch bzw. Ritt zurück an die Front ist dann Strafe genug, da es dem Angreifer ggf. genug Zeit gibt, ungestört eine Burg unter Kontrolle zu bringen.

Soweit so gut, aber leider gibt es wo Licht ist, auch Schatten. Und diese Schatten treten leider so häufig auf, dass man nicht mehr von ungetrübtem Spielspaß sprechen kann.

Gegenwärtig vertreibt Zenimax Elder Scrolls als klassisches Pay2Play Spiel - d.h. nachdem man das Spiel zu einem Preis zwischen ca 30 und 60€ erworben hat, werden wie beim Branchenprimus zusätzlich ab dem 2. Monat 12.99€ monatliche Gebühren fällig. Ein gewagtes Unterfangen im Jahr 2014 - wo in den letzten Jahren sehr viele Spiele doch gezwungen waren auf ein F2P bzw. Freemium Modell zu wechseln.

Zenimax hingegen gab sich beinInterviews äusserst selbstbewusst. Man wolle auch schliesslich regelmäßig neuen gehaltvollen Content nachreichen und sei sich sicher, dass man das in der geplanten Premium Qualität nur mit monatlichen Gebühren finanzieren könne - und die Spieler würden das auch honorieren.

Nun zeichnet sich - 3 Monate nach Release - ab, dass es nicht ganz so geschmeidig laufen könnte, wie von den Entwicklern geplant. Das MMO wird seit Release von einer Fülle an Bugs, sowie merkwürdigen Designentscheidungen und deren Konsequenzen geplagt.

So wird zum Beispiel das Spiel nur mit einer sehr rudimentären, auf Spielkonsolen zugeschnitten GUI bedacht. Entwickler verweisen bei Bemerkungen auf fehlende Spielelemente dann gern auf eine vorhandene LUA-API und der Möglichkeit, man könne sich fehlende GUI Elemente ja selbst programmieren.

Das Ganze geht sogar soweit, dass es im Spieläquivalent der Auktionshäuser (= hier: Gildenläden) nichteinmal eine  Volltext-Suchfunktion gibt um Artikel zu finden. Der Spieler mit der standard GUI ist tatsächlich gezwungen, den Gildenladen Seitenweise von vorne bis hinten in 100er Schriten durchzublättern - und muss, um dabei den Server nicht zu überlasen, zwischen einzelnen Blättervorgängen mindestens 3 Sekunden warten. Versucht er schneller zu blättern, wird der komplette Suchvorgang abgebrochen und er kann von Vorne anfangen.

Enthusiasten haben zwischenzeitlich versucht, dieses Problem zu lösen und eine Volltextsuche als addon implementiert - welches aber datenbanktechnisch katastrophal ist. Dieses Tool ist gezwungen bei jedem Aufruf ersteinmal ALLE Inhalte des Auktionshauses herunterzuladen - damit anschliessend eine Suche im lokalen Clientcache möglich ist. Erhöht wird die Funktionalität für den Spieler nicht unbedingt durch die Tatsache, dass bisher bei jedem grösseren Patch die API so geaendert wurde, dass alle bisherigen Addons ihre Funktion eingestellt haben.

Das PvE-Spiel selbst ist von Level 1 bis 50 erfrischend anders als die bekannten Genregroessen. Vollvertonte Questdialoge und fliessende Quest-Überleitungen machen dem Spieler so richtig Spass. Wenn man nicht gerade an eine Quest gerät die mal wieder "buggt" und man diese dann partout nicht abschliessen kann, bis der Entwickler nach 1-2 Wochen dann vielleicht dochmal einen Fix einspielt. Vor allem in den ersten Wochen nach Release waren die Foren voll von derartigen Problemen.

Hier rächt sich zusätzlich auch noch das Quest und Gebietsdesign - wo alles streng linear abläuft.  Hängt man an einer Stelle in der Hauptquest, oder der Hauptquestlinie eines Gebietes - ist es mit dem weiterspielen der Storyline erstmal vorbei.

So spassig die Hauptquestlinie und das Leveln von 1-50 allerdings ist, so schnell ist mit dem Spass schluss, wenn man den Maximallevel 50 erreicht und in die sogenannte "Veteranenstufe" aufsteigt.

Aktuell gibt es 12 Veteranenstufen - und die Veteranenquests bestehen darin, dass man in exakt der selben linearen Spielweise, wie man die Quests in den Gebieten seiner eigenen Fraktion schon durchgespielt hat - nun die Level 1-50 Quests der gegnerischen Gebiete durchspielen MUSS.

Manche Spieler fragen sich an dieser Stelle, wieso sie sich für eine Fraktion entscheiden sollen, wenn sie nach dem Abschluss der Hauptstory, gezwungen werden, ohnehin den beiden anderen Fraktionen zu helfen. Der Einzige Unterschied ist nur, dass sämtliche Mobs inkl. Trashmobs dieser "Veteranengebiete" vom Schaden und ihren Trefferpunkten so hochskaliert wurden, dass ein normaler Spieler schon bei 3 gleichzeitig angreifenden Trashmobs dem Untergang geweiht ist.

Darüberhinaus erhalten Spieler für das Töten von Monstern auf Veteranenstufe oder das Abschliessen von Quests so obszön wenig XP, dass man ein Gebiet komplett leergrinden muss, um eine einzige Veteranenstufe aufzusteigen.

Für diese höhere Veteranenstufe bekommt man gegenwärtig aber keine Skill oder Fähigkeitspunkte um den eigenen Charakter zu verbessern - es wird nur möglich, marginal bessere Waffen, Rüstungen und Glyphen (Verzauberungen) zu benutzen.

Und hier kommen wir wieder zurück zum PvP. Dadurch dass es in den Veteranenrängen marginal besser wird, je höher man kommt, pervertiert das Veteranensystem eigentlich den Grundgedanken. Das eigentliche Leveln sollte ja mit 50 abgeschlossen sein - während Veteranenränge so etwas wie einen Prestigerang darstellen. In so einem Fall wäre es kein Problem, wenn die Pestigeränge schwer zu leveln sind.

Leider summieren sich aber diese marginalen Fortschritte in den Veteranenrängen doch auf, so dass z.B. der Schadensunterschied zwischen einer normalen 1-Handwaffe auf  Veteranenstufe 1 und Veteranenstufe 12 satte 31% ist.

Der geneigte PvP Spieler wird hier sofort erkennen, wie der Hase läuft: Wenn ein V12 Spieler grundsätzlich schon einmal pro Schlag 31% mehr Schaden macht, als ein V1 Spieler... hat man in Cyrodiil in PvP Gefechten entsprechend wenig zu melden, wenn man nicht selbst schon auf der höchstmöglichen Stufe ist. Dass die 31% Schadensdifferenz nicht weniger werden, wenn man nun die besseren Rüstungen, Tränke und Glyphen dazu rechnet, die ein V12 Spieler gegenüber einem V1 (oder niedriger) benutzen kann, muss wohl nicht weiter erwähnt werden.

Zu dumm nur, dass aktuell der einzige Weg mit akzeptabler Geschwindigkeit V12 zu leveln der ist, sich durch die bockharten Veteranen PvE Quests zu quälen. Für jemanden der eigentlich nur wegen des PvP ESO spielt, könnte das fast schon als Zumutung aufgefasst werden.

Ferner bezeichnen viele Spieler ESO inzwischen als "Elder Sorcerers Online" da aufgrund eines ungleichgewichts des Kampfsystems vor allem zauberbasierte Klassen mit leichten Ruestungen sowohl im PvE als auch im PvP deutlich im Vorteil sind.

Bisher alles Probleme, die man zähneknirschend ertragen oder erdulden konnte - hätte Zenimax mit einem Patch vergangener Woche nicht den Vogel vollens abgeschossen und (neben diversen anderen Problemen) einen Bug eingeführt, der dazu führt dass für die meisten Spieler bei Massenschlachten im PvP die Framerate auf erbärmliche Werte im Bereich von 0.5 bis 5 FPS sinkt - und somit ein Spielen im PvP unmöglich macht.

Diesen Fehler konnten Spieler nur kurzfristig durch Beenden des Client und Neustart beheben. Zenimax liess sich mit einem Hotfix knapp eine Woche Zeit.

Ob nun insgesamt diese Art von Softwarequalität, Content, Balancing und gefühlter Spielbarkeit dazu beiträgt bei der zahlenden Kundschaft das Gefühl zu fördern, dass die 13€ monatlichen Gebühren gut angelegt sind - darf bezweifelt werden. Ab einem gewissen Punkt lassen sich auch noch so begeisterte Fans von Elder Scrolls nicht mehr nur mit reinen Durchalteparolen bei der Stange halten. Von einem "Massive Multiplayer" Spiel sollte man zumindest erwarten können, dass grundlegende Spielmechaniken wie das Einladen von Spielern in Gruppen, und das Zusammenspiel der selbigen reibungslos funktioniert - und leider hapert es sogar da.

Schade um das wirklich erfrischend implementierte 3-Allianzen PvP in Cyrodiil. Aber die beste Idee hilft nichts, wenn die Umsetzung dermassen zu wünschen übrig laesst, dass viele Spieler es nur noch als "unspielbar" betiteln.

In den Foren wird immer wieder gefordert, man solle den entwicklern Zeit geben, die Probleme in dem "noch jungen" MMO auszubügeln.

Der Meinung bin ich auch - allerding impliziert das nicht, dass man in der Zeit auch Abogebühren zahlen sollte. Ich für meinen Teil haben nun beschlossen, auszusteigen und abzuwarten ob die Myriade an technischen Problemen gelöst werden kann, bevor der letzte Kunde sein Abo kündigt, oder ob das Spiel vorher mangels Geldstrom auf Free2play umstellen muss.